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Zwangsadoptionen in der DDR: Ein verdrängtes Kapitel der deutschen Geschichte

Zwangsadoptionen in der DDR gehören zu den gravierenden Menschenrechtsverletzungen der sozialistischen Diktatur. Zwischen 1949 und 1989 wurden tausende Kinder gegen den Willen ihrer Eltern von staatlichen Stellen zur Adoption freigegeben. Oft geschah dies aus politischen Gründen: Eltern, die als “staatsfeindlich” galten, weil sie etwa einen Ausreiseantrag stellten oder das Regime offen kritisierten, galten als “ungeeignet” zur Erziehung ihrer Kinder. Diese Kinder wurden ihren Familien entrissen und bei regimetreuen Pflege- oder Adoptivfamilien untergebracht.

Alle Adoptionen in der DDR wurden als Inkognito-Adoptionen durchgeführt. Das bedeutete, dass keinerlei Kontakt zwischen leiblichen und Adoptiveltern vorgesehen war. Den betroffenen Familien wurde meist jede Möglichkeit genommen, ihre Kinder wiederzufinden. Viele Kinder wuchsen in dem Glauben auf, ihre leiblichen Eltern hätten sie freiwillig verlassen. Diese staatlich organisierte Praxis verursachte tiefe seelische Wunden, die Betroffene bis heute prägen.

Die tatsächliche Zahl der Zwangsadoptionen in der DDR ist bis heute schwer zu beziffern. Während offizielle Untersuchungen nur wenige hundert belegte Fälle dokumentieren, gehen Schätzungen von mehreren tausend Betroffenen aus. Die unvollständige oder gezielt vernichtete Aktenlage erschwert eine umfassende Aufarbeitung zusätzlich.

Heute setzen sich verschiedene Organisationen für die Anerkennung und Aufklärung dieses Unrechts ein. Auch staatliche Stellen wie die Zentrale Auskunfts- und Vermittlungsstelle (ZAuV) unterstützen Betroffene bei der Suche nach ihren Angehörigen und bei der Rekonstruktion ihrer eigenen Geschichte. Die Aufarbeitung der Zwangsadoptionen ist ein wichtiger Teil der historischen Gerechtigkeit und trägt dazu bei, das Schicksal der Opfer sichtbar zu machen.

Die Erinnerung an das erlittene Unrecht mahnt uns bis heute, die Rechte von Eltern und Kindern zu schützen und staatliche Eingriffe in familiäre Bindungen kritisch zu hinterfragen. Die Zwangsadoptionen in der DDR sind ein Mahnmal dafür, wie ein autoritäres Regime tief in das Privatleben von Menschen eingreifen konnte.